Selbstwert als Start

Selbstwert entscheidet im Berufsleben vieler Frauen darüber, ob sie ihre Stimme erheben oder sich zurückhalten. Fachlich sind sie bestens aufgestellt, doch wenn das innere Fundament wackelt, entstehen Zweifel, die Kraft kosten.


In diesem Artikel erfährst du, was Selbstwert wirklich ist, wie er sich von Selbstvertrauen unterscheidet und warum er gerade in der Karrierephase ab Mitte 30 so entscheidend wird.
Außerdem erhältst du konkrete Impulse, wie du deinen Selbstwert erkennst und stärkst – im Job und darüber hinaus.

Was Selbstwert wirklich ist

Was ist Selbstwert?

Oft verwechseln wir Selbstwert mit Selbstvertrauen. Auf den ersten Blick wirken die Begriffe ähnlich. Psychologisch gesehen sind sie es jedoch nicht.

Selbstvertrauen beschreibt die Zuversicht, eine konkrete Aufgabe meistern zu können. Du vertraust beispielsweise darauf, dass du eine Präsentation halten kannst, weil du weißt, dass du über sehr gute kommunikative Fähigkeiten verfügst.

Selbstwert reicht tiefer. Zerlegen wir das Wort:
SELBST – also ich selbst als Mensch.
WERT – ich gebe mir einen Wert.

Du bist vollkommen. Dein Wert ist unzerstörbar. Du bist ein Unikat. Wenn du dir dessen bewusst wirst, verändert sich etwas in dir.

Gerade damit haben Frauen oft Mühe. Beruflich sind viele von ihnen hervorragend aufgestellt. Doch sobald Kritik von außen kommt – ob berechtigt oder nicht –, gerät ihr inneres Gleichgewicht ins Wanken.

Wenn du bei diesen Sätzen nickst, bist du nicht allein. Es ist möglich, dass du viel geleistet hast und trotzdem das Gefühl hast, nicht zu genügen.

 
Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wie sich dieses brüchige Fundament im Job konkret zeigt und warum das so viel Energie kostet.

Warum Selbstwert so wichtig ist

Stell dir dein Leben wie ein Haus vor. Außen stehen die Mauern, innen ist es eingerichtet, die Fenster sind sauber. Alles wirkt stabil. Doch wenn das Fundament Risse hat, reicht ein kleiner Stoß, und die gesamte Konstruktion gerät ins Wanken.

Genauso verhält es sich mit dem Selbstwert. Er ist das Fundament, auf dem alles andere aufbaut. Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit können stark sein. 

Aber wenn du nicht an deinen inneren Wert glaubst, bleibt das Gebäude fragil.
Im Job zeigt sich das in vielen Situationen.

 
Du bereitest dich gründlich auf ein Meeting vor, kennst deine Argumente und Zahlen. Sobald jemand forscher nachfragt, verunsichert dich das. Du findest vielleicht noch eine Antwort. Innerlich wankst du jedoch. 

Du bist dir nicht sicher, ob dieses forsche Auftreten etwas mit dir zu tun hat.
Wenn der Selbstwert fehlt, ist es, als würde ein Ertrinkender verzweifelt nach einem unsichtbaren Seil greifen.

Es entsteht ein inneres Vakuum, das wir füllen wollen. Häufig versuchen wir, es mit Anerkennung, Bestätigung oder dem Vergleich mit anderen zu füllen.

Wie beim Ertrinkenden kostet das Füllen dieses Vakuums enorm viel Energie. Deshalb fühlt es sich trotz Lob manchmal nicht gut an. Anerkennung fühlt sich deshalb manchmal nicht befriedigend an. Der Kreislauf setzt sich fort und du strengst dich noch mehr an.

Ein stabiler Selbstwert wirkt dagegen wie ein Gegengewicht. Kritik trifft dich, aber sie erschüttert dich nicht völlig.

Ein Fehler ist zwar unangenehm, zerstört aber nicht dein Selbstbild.
Du versetzt dich in die Vogelperspektive und trennst deine Leistung von deinem inneren Wert.

Doch woher kommt dieser innere Wert eigentlich und warum wackelt er bei so vielen Frauen, selbst nach Jahren voller Erfolge?

Wo Selbstwert herkommt

Selbstwertgefühl entwickelt sich über viele Jahre hinweg. Erinnere dich daran, dass du als ganze und wertvolle Person auf die Welt gekommen bist.

Was dann passiert, hinterlässt Spuren. Dabei ist es ganz entscheidend, was du als Kind erlebt hast und wie du diese Erlebnisse interpretiert hast. Kinder nehmen alles ungefiltert auf. Sie suchen Orientierung und erhalten sie von ihren Bezugspersonen.

Rückmeldungen aus dieser Zeit prägen das Bild, das wir von uns selbst tragen. Ein Satz wie „Sei leiser“ oder „Streng dich mehr an“ kann sich tief einprägen und noch lange nachwirken. Er verwandelt sich in eine innere Stimme, die im entscheidenden Moment Zweifel auslöst.

Diese Stimme nennen wir die innere Kritikerin. Einerseits ist sie wertvoll, weil wir durch sie lernen. Wenn sie jedoch ständig präsent ist, macht sie uns unsicher.

Ihr Ziel ist simpel: Sie will uns vor Enttäuschungen, Gefahren und Misserfolgen schützen. Sie leitet uns an, vorsichtig zu sein. Das kann jedoch so weit gehen, dass wir unser eigenes Können aus den Augen verlieren. Sobald wir an unseren Fähigkeiten zweifeln, ist es nur ein kleiner Schritt, auch unseren eigenen Wert infrage zu stellen.
Neben den persönlichen Prägungen wirken auch gesellschaftliche Erwartungen. Vielleicht gehörst du noch zu der Generation, die Sätze wie „Das gehört sich nicht für eine Frau“ oder „Pass dich an“ gehört hat.

Viele Frauen haben deshalb gelernt, besonders viel zu leisten und oft die Extrameile zu gehen, um gesehen zu werden. Nach außen entsteht so der Eindruck, kompetent, belastbar und fehlerfrei zu sein. Innen bleibt jedoch das Gefühl, sich ständig beweisen zu müssen. Das ist ermüdend und kräftezehrend.

Selbstwertgefühl entsteht also im Zusammenspiel von frühen Erfahrungen, inneren Stimmen und äußeren Einflüssen. 

Wer diese Zusammenhänge erkennt, kann beginnen, den eigenen Wert bewusst zu gestalten.

Doch wie erkennst du im Alltag, ob dein Selbstwert gerade stabil ist oder schwankt? Genau das schauen wir uns im nächsten Abschnitt an.

Anzeichen für niedrigen Selbstwert

Typische Fallen und Anzeichen eines geringen Selbstwerts

Hier sind die sechs wichtigsten Anzeichen im Alltag:

1. Zurückhaltung

Ein typisches Anzeichen ist, dass du deine Stimme zurückhältst. Du sitzt in einem Meeting und hast eine klare Idee. Doch du sprichst sie nicht aus. Während du nickst, prägen andere die Diskussion.

2. Hinterfragen der eigenen Leistung

Du gehst nach Hause und fragst dich, ob du genug geleistet hast, egal, wie viel du erledigt hast. Die Zufriedenheit bleibt aus.

3. Kritik falsch verstehen

Auch im Umgang mit Kritik wird ein schwacher Selbstwert sichtbar. Ein einziger skeptischer Kommentar beschäftigt dich tagelang. Er trifft dich wie ein Pfeil in der Mitte der Dartscheibe. Du fasst die Kritik an deiner Arbeit als Kritik an dir als Person auf.

4. Vergleich mit anderen

Vergleiche sind ein weiterer Hinweis. Du scrollst durch die sozialen Medien oder hörst von Kolleginnen, die scheinbar alles im Griff haben. Sofort fragst du dich, ob du mithalten kannst.

5. Suche nach Anerkennung

Du strengst dich besonders an, in der Hoffnung, dass dein Einsatz honoriert wird. Doch du kommunizierst deine Erfolge kaum. Daher ist es eher Zufall, wenn dich jemand für deine hervorragende Arbeit lobt.

6. Lob abwerten

Oft passiert es auch, dass du Lob gar nicht hörst. Wie oft hat dir jemand gesagt: „Da haben Sie einen guten Job gemacht.” Und du antwortest: „Ach, das war eine Teamleistung” oder „Das war doch nichts”. Statt das Lob anzunehmen, schiebst du es weg.
All diese Muster kosten Energie. Und sie verstärken sich gegenseitig, solange du sie nicht bewusst wahrnimmst.
Doch wie kannst du diesen Kreislauf durchbrechen?

Die sechs Säulen des Selbstwerts

Zunächst einmal: Wenn du in der Mitte deiner Karriere oder deines Lebens bist, hast du wahrscheinlich bereits eine Fähigkeit erworben. Du bist dir viel bewusster darüber, was in deinem Leben passiert. Du hast schon einige Rückschläge erlebt, die dich gelehrt haben, zu reflektieren.
Genau das ist eine enorme Ressource und der erste Schritt, um dich selbst wertzuschätzen. Es ist nämlich absolut möglich, zu einem stabilen Selbstwert zurückzufinden.
Der Psychologe Nathaniel Branden beschreibt sechs Säulen, die für einen gesunden Selbstwert entscheidend sind. Jede dieser Säulen kannst du im Alltag beobachten und stärken.

Bewusst leben

Selbstwert beginnt mit Bewusstsein. Das bedeutet, wahrzunehmen, was du denkst, fühlst und tust.

TippAchte auf deine Gedanken, Gefühle und Handlungen. Stelle dir vor, du trägst einen Mantel, der dich schützt, wenn dich Aussagen dich treffen.

Selbstannahme

Akzeptiere deine Stärken und Schwächen. Anstatt Perfektion zu erwarten, darfst du auch über kleine Fehler lachen.

Tipp: Wenn dir in einer Präsentation das nächste Mal ein Tippfehler auf einer Folie auffällt, sprich ihn an und lache darüber. Du wirst spüren, wie sich die Anspannung im Raum löst und eine innere Leichtigkeit entsteht.

Eigenverantwortung

Dein Selbstwert wächst, wenn du Verantwortung für dein Leben übernimmst. Du erkennst an, dass deine Entscheidungen Wirkung haben.

Tipp: Wenn du unzufrieden mit deiner Arbeit bist, dann erkenne das an. Anstatt dich über einen Fehler zu ärgern, analysiere ehrlich, wie er passiert ist, und gestehe dir ein, dass dir ein Fehler unterlaufen ist. Du wirst merken, wie entlastend dieses Eingeständnis ist. Anschließend überlegst du, was du anders machen kannst.

Selbstsicheres Behaupten

Das bedeutet, deine Meinung zu vertreten und für deine Bedürfnisse einzustehen.

Tipp: Wähle deine «Kämpfe» weise. Setze dich nur für Dinge ein, die dir wirklich wichtig sind. Alles andere lässt du bleiben. Wenn du beispielsweise weißt, dass du am Donnerstagabend eine Verabredung mit deiner besten Freundin hast und kurz davor eine Kollegin dir eine dringende Aufgabe aufdrücken will, dann lehne ab und sage, dass du ihr am Freitagmorgen helfen kannst.

Zielgerichtet leben

Selbstwert braucht Ausrichtung. Wenn du weißt, wofür du deine Energie einsetzt, wächst das Gefühl von Sinn und Stärke.
Kenne deine Lebensprioritäten. Triff bewusste Entscheidungen, die zu dir passen.

Tipp: Du hast ein Recht darauf, nach ihnen zu leben, denn es ist dein Leben. Du hast aber auch die Wahl, dich mal gegen eine Priorität zu entscheiden. Tue dies bewusst und sei dir der Konsequenzen bewusst. Du wirst dort Grenzen ziehen, wo es für dich wichtig ist, und sie dort aufweichen, wo es für dich wichtig ist, einer anderen Person etwas Gutes zu tun.

Persönliche Integrität

Integrität bedeutet, dass dein Handeln mit deinen Werten übereinstimmt. Dein Selbstwert bröckelt, wenn du dich gegen deine innere Überzeugung entscheidest.

Tipp: Du legst Wert auf Verlässlichkeit. Auch wenn es unbequem ist, sprichst du eine Verzögerung offen an. Damit bleibst du dir treu.
In diesem Blogartikel « So findest du wieder zur Balance: Dein Schlüssel zu einer besseren Work-Life-Balance» findest du eine klare Anleitung, wie du deine Werte ermittelst.

Doch wie kommst du vom Wissen ins Tun? Welche einfachen Übungen helfen, den Selbstwert im Alltag tatsächlich zu verankern?

Selbstwertgefühl stärken

Vom Denken ins Handeln

Selbstwertgefühl entsteht nicht allein durch Verstehen. Zwar ist Wissen ein Anfang, doch Veränderung geschieht erst, wenn du handelst. Es sind die kleinen Schritte im Alltag, die den Unterschied machen. Ich bin eine große Verfechterin von täglich kleinen Schritten.

Kostenlose Ressource: Rezept für stabilen Selbstwert im Alltag

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Fazit: Selbstwert ist dein Fundament

Stell dir noch einmal das Haus vor. Ein stabiles Haus pflegst du und achtest darauf, dass es immer gut in Schuss ist. So trotzt es Stürmen, starken Regenfällen und schwerem Schnee.
Genau so wirkt Selbstwert. Wenn du weißt, was du wert bist, kannst du Kritik annehmen, ohne dich selbst infrage zu stellen. Du erlaubst dir Pausen, denn dein Wert hängt nicht von deiner To-do-Liste ab.
Selbstwert bedeutet: Du bist wertvoll, einfach weil du da bist. Du musst ihn dir nicht verdienen.
Frauen, die mitten im Berufsleben stehen, tragen oft viel Verantwortung für Projekte und andere Menschen. Doch erst ein stabiler Selbstwert sorgt dafür, dass sie dabei nicht untergehen.


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